2017 feierte das Haus, das dem Platz seinen Namen gab, 650-Jähriges. Erstmals 1367 erwähnt, hat das städtische Kornhaus am Schrannenplatz 12 eine lange Tradition, erst eben als Getreidemarkt oder Kornspeicher (Schranne), zeitweise städtisches Schulhaus und Garage für die Füssener Feuerwehr. Und seit 20 Jahren nun ist der alte Speicher Marktplatz für frische und regionale Lebensmittel, vom Fisch bis zu italienischen Spezialitäten, Brot, Obst und Gemüse. Das wurde am 05./06.10.2018 mit einem besonderen Programm gefeiert.
Die älteren in Füssen werden sich wohl noch erinnern, wie spannend es war, wenn eines der rot-weiß-gestreiften Tore geöffnet war und den Blick frei gab auf die großen roten Feuerwehrautos, die nahezu ein Jahrhundert lang in dem alten Kornspeicher ihr Domizil hatten. Die Tore fehlen, doch der Schriftzug Feuerhaus weist noch immer den Weg. Darunter, etwas versteckt zwar, steht jetzt Markthalle, davor weist der Stand des Gemüsehändlers darauf hin, dass statt roter Feuerwehrfahrzeuge hier nun rote Tomaten und Äpfel ihren Platz haben. Es war der 15. Oktober 1998, als die Händler den Platz der Feuerwehr übernahmen und damit dem alten Haus seine Bedeutung als Marktplatz zurückgaben.
Schon immer war der Füssener Schrannenplatz mit seinen vielgestaltigen Häusern ein Schmuckkästchen, hatten vor allem traditionsreiche Gewerke hier ihr Domizil. Wie der städtische Kornspeicher, wo die Vorräte für eine ganze Stadt gelagert wurden und die schon immer auch eine strategisch Bedeutung hatten. Bis ins 19. Jahrhundert wurde hier Korn gehandelt, die letzte Abrechnung datiert in das Jahr 1878. Fast zeitgleich endete auch der Schulunterricht im ersten Obergeschoss des Hauses, fast 400 Jahre lang wurden hier die jüngsten Füssener unterrichtet. Danach lagen zuerst die Feuerwehrrequisiten in den Räumen, ehe 1910 die freiwillige Feuerwehr erstmals ihre Spritzen und Löschfahrzeuge unterstellte. Links stand die Drehleiter und der Kombi, rechts die drei anderen Fahrzeuge, doch Bilder davon gibt es kaum mehr. Spannend waren die Alarme, wenn die Fahrzeuge mit Blaulicht und Sirene durch die Fußgängerzone ausrückten. Nicht zuletzt deshalb, auch weil die Fahrzeuge immer größer wurden, bekam Füssen in der Kemptener Straße eine eigene Feuerwache; und das Gebäude in der Schranne eine neue Aufgabe.
Zurück zu den Wurzeln des Handels hieß es nach einigen Diskussionen. Denn es war anfangs nicht klar, ob man das Feuerhaus überhaupt als Markthalle würde nutzen können. Diskussionen, die nach der Eröffnung vor 20 Jahren sofort verstummten, passten sich doch die Marktstände mit ihrem Angebot perfekt in die ehemalige Fahrzeughalle ein. Auf den gut 300 Quadratmetern verteilen sich sechs Marktstände, wo neben frischem Obst und Gemüse auch Brot und Backwaren, Fisch, Feinkost, Tee und andere Getränke angeboten werden. Vor zwei Jahren wurden die Räume an die neuen Gegebenheiten angepasst und beispielsweise der Brandschutz ertüchtigt, wofür Pächter und Eigentümer gemeinsam Geld investierten. 15 Mitarbeiter finden heute hier ihr Auskommen, im Verkauf wie in der Gastronomie, die damit das Angebot in der Stadt erweitern.
Was alles in der Markthalle geboten ist, davon konnten sich Füssener wie Gäste jetzt ein Bild machen. Gemeinsam mit den Pächtern der Stände hatte der Verwalter der Markthalle, Markus Krug, ein vielseitiges und buntes Programm auf die Beine gestellt, neben Livemusik und Kabarett stellten die Pfrontener Imker ihr Handwerk vor und es gab Spezialitäten der lokalen Gastronomie. Und vor der Markthalle hatte die Füssener Feuerwehr Stellung bezogen, ganz so, wie es noch vor zwanzig Jahren gewesen sein mochte. Mit ihren modernsten Fahrzeugen zeigten die Floriansjünger nebst Nachwuchs ihr Können und ihre Ausrüstung und sorgten für reichlich Leben auch vor dem alten Haus. Das seit über einem halben Jahrtausend fester Bestandteil der Füssener Innenstadt ist und auch für viele weitere Jahre noch sein wird.
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